Innovation und Nachhaltigkeit waren Schlüsselthemen auf dem
diesjährigen Technischen Seminar, das Finat, der europäische
Verband der Selbstklebeetikettenindustrie, alle zwei Jahre
durchführt. In diesem Jahr fand das Seminar in Barcelona statt.
Laut Finat steht die Selbstklebeeikettenbranche auf ihren beiden
wichtigsten Märkten, den Etiketten für die Produktdekoration und
bei Logistiketiketten mit Druck von variablen Daten, in einem
zunehmenden Wettbewerb mit alternativen Technologien. Weitere
Herausforderungen sind die hohen Kosten für wichtige Polymere,
Klebstoffe und Chemikalien sowie Fragen der Umwelt und der
Nachhaltigkeit. Unter Druck gesetzt wird die Rendite auch durch die
Komplexität der Wertschöpfungskette und die Fragmentierung bei den
Verarbeitern. Laut Finat gibt es weltweit etwa 10000
Etikettenverarbeiter.
Daher dehnen Hersteller von Schmalbahn-Haftetiketten ihre
Produktangebote auf Sleeves und flexible Verpackungen aus und
sorgen so für Veränderungen und schaffen sich neue Chancen.
Gesetzliche Vorschriften
Regulatorische Fragestellungen zeigen ebenfalls ihre Auswirkungen
auf die Klebeetikettenbranche und ihrer erweiterten
Wertschöpfungskette. Selbstklebeetiketten bestehen aus einer
komplexen Sandwich-Struktur aus Obermaterial, Klebstoff und
ablösbarem Trägermaterial. Erörtert wurden daher die Auswirkungen
der europäischen Chemikalienverordnung Reach auf die Branche. Finat
ist Teil der CHEMI-Plattform für nachgelagerte Anwender von
Chemikalien und sieht seine allgemeine Aufgabe in Bezug auf Reach
darin, Änderungen zu verfolgen, wo notwendig Einfluss auszuüben und
die Finat-Mitglieder zu informieren.
Das gleiche gilt für die Lebensmittelsicherheit, insbesondere bei
Farben für Verpackungsmittel und deren Migration. Es sind zunehmend
landesspezifische Maßnahmen zu erkennen, die einen Präzedenzfall
für eine paneuropäische Gesetzgebung schaffen könnten.Am Seminar
wurden auch Musterlösungen zur Auswahl der Druckfarbe vorgestellt.
Hier sollte die Verpackungslieferkette zusammenarbeiten, um die
geringstmögliche Umweltbelastung ohne Einschränkung der
Leistungsparameter des Produktes zu erzielen.
Innovationen in der Drucktechnologie …
Die Drucktechnologie für Etiketten entwickelt sich weiter und kann
auf zahlreiche Innovationen verweisen. In der Industrie ist die
schlanke Produktion ein wichtiges Leistungsmerkmal, das erhebliche
Vorteile für die Abfallvermeidung, für das schnellere Umrüsten und
eine höhere Produktivität bietet. Es gibt auch zunehmend
Partnerschaften zwischen 'traditionellen' Druckverfahren wie
Flexodruck mit dem digitalen Etikettendruck. In ihrer Kombination
können sie eine kostengünstige Antwort auf die heute geforderten
kleineren Auflagen und mehrfachen Produktversionen geben. Für einen
bestimmten Bereich wurde prognostiziert, dass in nur fünf Jahren 75
Prozent der Auflagen bis 100000 Etiketten digital ausgeführt
werden: Das sind die Etiketten, die über die Lebensdauer des
Produktes halten sollen, und die im grossen Stil für
Kraftfahrzeugtechnik, Elektronik, elektrische Geräte und in anderen
Bereichen für die Sicherheitskennzeichnung von Bauteilen eingesetzt
werden. Hier werden strenge Anforderungen an das Etikettensubstrat
und den Klebstoff gestellt.
Weitere Beispiele sind die Druckvorstufe, Workflow-Technologien und
die Plattenherstellung, einschliesslich der neuen digitalen HD
Flexo-Technologie, sowie die Anforderungen der neuen Medien wie
"Apps" und QR-Codes für Mobiltelefone; ferner die Herausforderungen
und Lösungen für das qualitativ hochwertige Schneiden und Stanzen
von ablösbarem Trägermaterial aus dünnen Folien sowie die
UV-LED-Aushärtung als neuer Technologie, die die traditionelle
Bogenlampe ersetzen wird.
… und bei den selbstklebenden Materialien
Das eigentliche Etikettensubstrat kann aus Papier oder Folie
bestehen, wobei Ober- und Trägermaterial aus Folien gegenwärtig
ihren Marktanteil ausbauen. Biokunststoffe, die biobasiert oder
biologisch abbaubar oder beides sein können, sollen bei Etiketten
in Zukunft eine Chance haben. Diese Kunststoffe sind bei flexiblen
Verpackungen bereits im Einsatz, wo sie traditionelle
Kunststofffolien ersetzen können. Markeninhaber beginnen sich für
den Einsatz von Biokunststoffen bei Etiketten zu interessieren,
dies aufgrund der ökologischen Vorteile und der problemlosen
Entsorgung, der mittlerweile besseren Leistungsparameter und
der hohen Akzeptanz unter den Verbrauchern.
Weitere Entwicklungen von Deck- und Trägermaterialien und
zukünftige Projekte in der PET-Produktion umfassen auch rPET, das
aus recyceltem Material besteht, flammenhemmende UL-konforme Folien
sowie Antimon-freie Folien.
Klebstoffe, die teilweise auf erneuerbaren Materialien basieren,
werden bereits auf Haftetiketten angeboten.
Nachhaltigkeit und Recycling
Recycling und die Recyclingfähigkeit von Bestandteilen
selbstklebender Etiketten sind ein weiterer Bereich, in dem Finat
aktiv ist. Der Verband hat die Europäische Erklärung zum
Papierrecycling unterzeichnet und nimmt am Global Packaging Project
(GPP) des Consumer Goods Forum teil. Daher hat Finat eine
Recycling-Projektgruppe eingerichtet, fördert aktiv den
Recycling-Gedanken in der Etikettenindustrie und demonstriert die
Eignung von Trägermaterial aus silikonisiertem Papier und
silikonisierter Folie für das Recycling. Das GPP-Projekt hat
strategische und organisatorische Auswirkungen auf die
Verpackungslieferkette benannt sowie eine gemeinsame
Nachhaltigkeitssprache gefunden. Das globale Protokoll zur
Nachhaltigkeit von Verpackungen (GPPS) bringt die
Markenindustrieartikler, Einzelhändler, Verpackungshersteller und
Berufsverbände zusammen und gilt heute als allgemein akzeptierter
Rahmen für die informierte Debatte zu Fragen der Nachhaltigkeit in
der gesamten Lieferkette.
Das Recycling und die Wiederverwendung von silikonisiertem
Trägermaterial ist das wichtigste Recycling-Thema in der
Klebeetikettenbranche, die hier auch zahlreiche Aktivitäten
durchführt. Das Seminar hat sich auch mit dem aktuellen
Wiederaufkommen von Etiketten ohne Trägermaterial beschäftigt.
Hierbei ging es sowohl um die Umweltfreundlichkeit als auch um
deren Einsatz als Spezialanwendung für die Gewichtsauszeichnung von
abgepackten Lebensmitteln als Ergänzung zur
Standardetikettierung.
Ausblick
Insgesamt lautete das fazit des diesjährigen technischen
Seminars, dass die Selbstklebeetikettenbranche weitere Innovationen
schaffen muss, um den Bedarf der Markenartikelindustrie zu
befriedigen, denn es sind die Verbrauchermarken, die über die
vergangenen 250 Jahre die Etikettierung in allen ihren
Anwendungsformen, von der Dekoration bis zur Information und von
der Werbung bis zu den langlebigen Produkten, vorangetrieben hat
und weiter vorantreiben wird.
Über Finat
Finat, der internationale Verband der Hersteller selbstklebender
Produkte und von damit in Zusammenhang stehenden Produkten und
Dienstleistungen, wurde 1958 in Paris gegründet und hat seinen Sitz
in Den Haag, Niederlande. Mit 600 Mitgliedern in mehr als 50
Ländern weltweit bietet der Finat den Etikettenverarbeitern und
allen Zulieferern der Etikettenindustrie die Möglichkeit des
Informationsaustausches und der internationalen Vernetzung.