Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT)
in Cambridge, USA, arbeiten an einer Beschichtung, die das
rückstandslose Ausgiessen von Ketchup und anderen Substanzen aus
ihren Behältern ermöglichen soll. Liquiglide verhält sich dabei
ähnlich einer Flüssigkeit und könnte die Restentleerung von
Lebensmittelverpackungen verbessern und so die Verschwendung noch
konsumierbarer Lebensmittel reduzieren. Die Entwicklung kommt aus
dem Fahrsicherheits-Bereich und konnte beim mit 100000 Dollar
dotierten Unternehmerwettbewerb der Universität den zweiten Platz
erreichen.
Strukturierte Flüssigkeit
"Es ist komisch: Jeder fragt immer 'Warum Flaschen? Wo ist denn da
die grosse Sache?'", sagt Forschungsleiter Dave Smith. "Dabei hat
der Markt für Saucenflaschen alleine ein Volumen von 17 Milliarden
Dollar." Seiner Einschätzung nach könnte durch Liquiglide die
unnötige Entsorgung von einer Million. Tonnen an noch essbaren
Lebensmitteln pro Jahr verhindert werden.
Die Einzigartigkeit von Liquiglide liegt in seiner Beschaffenheit
als "eine Art von strukturierter Flüssigkeit", wie Smith die
Erfindung gegenüber FastCompany beschreibt. Es verhält sich starr
wie ein Feststoff, ist aber trotzdem gleitfähig. Den Angaben
zufolge lässt sich die Beschichtung auf verschiedenen
Verpackungsmaterialien auf unterschiedliche Weisen aufbringen.
Beispielsweise kann der Schutzfilm im Inneren einer Flasche einfach
aufgesprüht werden.
Start als Anti-Icing-Mittel
Zwei Videos zeigen dabei ein erstaunliches Ergebnis. Sowohl Ketchup
als auch Mayonnaise lösen sich beim Drehen des Behälters
vollständig von der Wand und scheinen beinahe zu schweben. Das
leidige Problem grossflächig verteilter Rückstände, die sich nur
mühselig erschliessen lassen, ist damit behoben.
Ursprünglich waren die Forscher auf der Suche nach einem Mittel
gegen Vereisungen und Verschmutzungen von Autoscheiben, kamen dann
aber auf die Idee, ihre Technologie mit Lebensmittelverpackungen zu
testen. Genauere Details zur Zusammensetzung gibt man nicht
bekannt, da zahlreiche Patentanträge laufen.
Schwierige FDA-Vorgaben
Der Einsatz im Lebensmittelbereich brachte allerdings einige Tücken
mit sich. Um ein marktreifes Produkt zu erhalten, mussten die
Forscher mit den Vorgaben der US-Lebensmittelbehörde, der Food and
Drug Administration (FDA), arbeiten. Diese führt Katalog jener
Substanzen, die für den direkten Kontakt mit Nahrung zugelassen
sind und somit die Ausgangsbasis für die Entwicklung
darstellten.
Im Moment befinden sich die Tüftler im Gespräch mit verschiedenen
Flaschenproduzenten und arbeiten gleichzeitig an der Gründung eines
Unternehmens. Ob und wann die ersten Ketchupflaschen ihren Inhalt
restlos preisgeben werden, bleibt also abzuwarten. pte
mit100k.org