Plasmagestützte Barrierebeschichtungen für Getränkeflaschen
haben sich nicht in dem Masse durchsetzen können, wie das bei der
Einführung von Beschichtungsanlagen für den industriellen Einsatz
erwartet worden war. Solche Anlagen wurden zum Beispiel von Sidel
(Interpack 1999), SIG und Krones lanciert. Das Institut für
Kunststoffverarbeitung (IKV) an der RWTH Aachen, Deutschland,
erforscht derzeit ein Verfahren, mit dem die Verbesserung der
Barrierewirkung plasmapolymerer Schichten auf
Kunststoffgetränkeflaschen durch eine elektrische Vorspannung der
Flasche, das sogenannte Substrat-Bias, erzielt werden soll. Studien
an Folien zeigen, dass sich bei der Abscheidung von
Barriereschichten durch den Einsatz eines Substrat-Bias
Schichtdefekte verringern lassen. Das wiederum führt zu einer
signifikanten Verbesserung der Barriereeigenschaften.
Blick in eine Plasmakammer (Bild: IKV). Diese
Technologie wird aktuell an einem neu aufgebauten
Beschichtungsreaktor für PET-Flaschen untersucht. Bei einer
erfolgreichen Validierung des Verfahrens soll der Prozess
anschliessend auf andere Materialen wie Polylactid (PLA) übertragen
werden. Neben der Verbesserung der
Barriereeigenschaften soll auch der Einfluss des Substrat-Bias auf
die Flexibilität der abgeschiedenen Schichten untersucht werden.
Ein eventueller Einfluss auf die Dehnungstoleranz der Schichten ist
gerade für die Anwendung im Bereich der kohlensäurehaltigen
Getränke entscheidend, da Barriereschichten durch den auftretenden
Flascheninnendruck gedehnt werden können. Die hochvernetzten
Schichten versagen unter derartiger Belastung. Entstehende Risse
stellen nun Schwachstellen in der Barriere dar. Hierzu wird
untersucht, inwieweit durch das gezielte Abscheiden
multifunktionaler Schichtsysteme bestehend aus Hart- und
Weichkomponenten die Dehnbarkeit des Verbunds bei gleichzeitig
guter Barrierewirkung erhöht werden kann.
Das IKV forscht seit nun mehr als zwanzig Jahren auf
dem Gebiet der plasmagestützten Barrierebeschichtung von
Kunststoffen, darunter die Entwicklung von Prozessen zur Innen-
bzw. Aussenbeschichtung von Kunststoffgetränkeflaschen oder zur
Beschichtung von Folien und Kunststoffbauteilen.