In verschiedenen Ländern forderten und fordern Politiker
und
Umweltorganisationen ein Verbot von Kunststofftragtaschen. Auch die
Schweiz
macht da keine Ausnahme. Aktuell besonders intensiv sind die
Diskussionen in
Österreich. Einen neuen Akzent in diese Diskussion brachte jetzt
eine Studie der
Denkstatt GmbH, Wien, einer Forschungs- und Beratungsfirma im
Bereich Umwelt und
Nachhaltigkeit. In der Studie kommt Denkstatt zum Ergebnis, dass
die intensiv
geführte Debatte rund um das so genannte Plastiksackerl nur 0,1
Promille des
jährlichen Carbon Footprints betrifft, den Konsumentinnen und
Konsumenten in
Österreich verursachen. In der Studie "Carbon Footprint von
Tragetaschen und
"Obstsackerl" aus Papier und Kunststoff" von Harald Pilz
wurden
zudem verschiedene Verpackungsmaterialien verglichen.
Studienautor
Harald Pilz kommentiert die Studienergebnisse so: "Es verwundert,
dass ein Thema
mit so geringer Umweltrelevanz solche Beachtung findet. Ich würde
mir wünschen,
dass über jeden Liter Treibstoffverbrauch, Heizölverbrauch und
Gasverbrauch
genauso intensiv diskutiert werden würde, wie über jene 0,66 Liter
Diesel , die
dem jährlichen Plastiksackerl-Verbrauch eines österreichischen
Konsumenten
entsprechen."
In der umfassenden Studie wurde der Frage nachgegangen,
wie verschiedene Materialien hinsichtlich ihrer
Treibhausgasemissionen
abschneiden. Ziel war es herauszufinden welche Relevanz das Thema
Plastiksackerl
aus Klima- und Ressourcensicht tatsächlich hat. Dabei geben die
Studienautoren
zu beachten, dass es sich um keine generelle Beurteilung von
Verpackungsmaterialien handelt. Jedes Material - wie Papier oder
Kunststoff -
hat in anderen Einsatzbereichen seine besonderen Vorzüge, oft
beispielsweise
auch in Kombinationen.
Klimafussabdruck von Tragetaschen und
Obstsackerln
In der -Studie werden Tragtaschen aus
konventionellem
Kunststoff (Polyethylen), bioabbaubarem Kunststoff auf Stärkebasis
und aus
Papier untersucht. Weiterhin wurden "Obst- bzw. Gemüsesackerl"
(kleine
transparente Trageaschen für lose angebotenes Obst & Gemüse)
aus
konventionellem Kunststoff und Papier hinsichtlich ihres
Klimafussabdrucks
verglichen. Der Klimafussabdruck oder "Carbon Footprint" gibt
Auskunft über die
gesamten Treibhausgasemissionen eines Produktes in seinem
Lebenszyklus, von der
Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.*
Plastiksackerl wenig
Relevanz auf Consumer Carbon Footprint
Der durchschnittliche
Jahresverbrauch liegt bei 33 Tragtaschen und 60 Obstsackerln pro
Kopf in
Österreich. Mit dem jährlichen Plastiksackerl-Verbrauch eines
Österreichers sind
etwa 2 kg CO2 verbunden, das sind 0,14 Promille des gesamten
Consumer Carbon
Footprint eines Konsumenten. In andern Worten: Der Carbon Footprint
des
jährlichen Plastiksackerl-Verbrauchs entspricht damit dem Carbon
Footprint von
0,66 Liter Diesel. Bei einem Verbrauch von 5 Litern pro 100 km
entspricht dies
einer Fahrtstrecke von 13 Kilometern.
Studien-Ergebnisse: Gewicht
von Verpackungen wird unterschätzt
Gewichtsunterschiede bei
Tragetaschen: Papier ist fast doppelt so schwer wie konventioneller
Kunststoff,
Tragetaschen aus bioabbaubarem Kunststoff sind um 27 % schwerer.
Der
Klimafussabdruck von Tragetaschen aus Papier und konventionellem
Kunststoff ist
für den Durchschnitt der am Markt verfügbaren Produkte etwa gleich
gross.
Differenziert man die Ergebnisse nach Papiersorten, so schneiden
braune
Tragetaschen aus ungebleichtem Papier besser ab als Kunststoff,
während bei
weissen Tragetaschen die Klimabilanz tendenziell zugunsten von
Kunststoff
ausfällt. Eindeutig besser schneiden in dieser Kategorie die
Tragetaschen aus
bioabbaubarem Kunststoff auf Stärkebasis ab, hier ist der
Klimafußabdruck um 25
bis 40 % niedriger.
Gewichtsunterschiede bei Obstsackerl: Papier ist etwa
fünfmal schwerer als Kunststoff. Der Klimafussabdruck der
Obstsackerl aus Papier
liegt im Mittel um etwa 50 % über jenem der Obstsackerl aus
Kunststoff. Die
dargestellten Ergebnisse gelten ausschließlich für die
ausgewählten
Verpackungsprodukte und für die dargestellten Rahmenbedingungen der
Produktion
(europäischer Durchschnitt) und der Abfallwirtschaft (Status
Quo
Österreich).
Denkstatt will durch seine Forschungs- und
Beratungsleistungen auch dazu beitragen, jene "bedeutenden
Stellschrauben" in
der Wertschöpfungskette und im Klimafußabdruck des Konsumenten
zu
identifizieren, die spürbare Fortschritte beim Klimaschutz und bei
der
Ressourceneffizienz ermöglichen. Der Verzicht auf nur einmal
verwendete
Tragetaschen durch die Verwendung von mehrfach verwendeten
Transport-Behältnissen leistet natürlich einen - wenn auch nur sehr
kleinen -
Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz. Die wichtigen
Stellschrauben
für umweltfreundliches Verhalten liegen laut Denkstatt in
anderen
Handlungsfeldern, die nicht Gegenstand der Studie waren, z. B. in
den Bereichen
Mobilität, Raumwärme und Stromproduktion & -verbrauch, aber
auch bei Themen
wie Transport, Beleuchtung, Qualität und Langlebigkeit von
Produkten sowie
Optimierung industrieller Prozesse.