Umfrage KI Dialog: Krisenmodus wird für die K...
Umfrage KI Dialog

Krisenmodus wird für die Kunststoffindustrie zum „Neuen Normal“

Die Schockwellen des Jahres 2022 scheint die D-A-CH-Kunststoffindustrie zwar einigermassen ausgestanden zu haben. Mittlerweile wagt sie wieder einen vorsichtig optimistischen Blick nach vorne. Von Aufbruchstimmung kann aber keine Rede sein. Nach zwei Jahren Corona-Krise und einem Jahr Ukraine-Krieg haben sich die Betriebe offenbar damit abgefunden, dass ein Wirtschaften im permanenten Krisenmodus ihr unternehmerisches „Neuen Normal“ ist – und fürs Erste auch bleiben dürfte. Das zeigen die Ergebnisse der 44. Konjunkturumfrage im Rahmen des „KI Dialogs“: Danach rechnen zwei von fünf Unternehmen erst für das Jahr 2024 mit einer Rückkehr ihres Geschäfts auf das Vor-Krisen-Niveau, und ein Viertel der Befragten wagt sich erst gar nicht an eine Prognose. Mehr als 70 Prozent der Teilnehmer kommen von einem deutschen Unternehmen, rund 9 Prozent aus der Schweiz und 8,5 Prozent aus Österreich. Die Mehrheit der teilnehmenden Befragten (53 Prozent) identifiziert sich als Kunststoffverarbeiter, knapp 9 Prozent ordnen sich dem Segment der Kunststofferzeugung zu.

Für die Hälfte der Befragten lief das 2. Halbjahr 2022 schlechter als das erste

Schauen wir auf die Umfrageergebnisse im Einzelnen: Danach befragt, wie sich ihr Geschäft im zweiten Halbjahr 2022 gegenüber dem ersten Halbjahr entwickelt habe, antwortet exakt die Hälfte der Unternehmen mit „schlechter“. Für immerhin ein Drittel liefen die Geschäfte im Jahresverlauf unverändert (ob gut oder schlecht), und immerhin jedes sechste freute sich über eine Verbesserung der Entwicklung in den Monaten Juli bis Dezember 2022.

Knapp ein Viertel rechnet mit einer Verbesserung im 1. Halbjahr 2023

Um ein Bild von der aktuellen Stimmungslage in einer Branche zu gewinnen, ist der Blick nach vorne freilich entscheidender als der zurück. Zwar rechnet rund ein Drittel der Befragten im ersten Halbjahr 2023 mit einer weiteren Verschlechterung gegenüber dem zweiten Halbjahr 2022. Aber gegenüber der KI-Konjunkturumfrage im vergangenen Sommer scheint sich die pessimistische Grundstimmung gedreht zu haben: Damals hatten 56 Prozent der Unternehmen erwartet, das zweite Halbjahr 2022 werde schlechter als das erste Halbjahr. Auch dass jetzt 22 Prozent der Befragten eine Verbesserung erwarten (doppelt so viele wie im Sommer) und 44 Prozent (ein Plus von 11 Prozentpunkten) glauben, es bleibe gleich, legt den Schluss nahe: Unternehmer sein heisst Optimist bleiben – und den Silberstreif am Horizont sehen zu wollen.

Personalmangel macht den Unternehmen zusehends zu schaffen

Auch in Fragen des Personals gehen die Unternehmen der Kunststoffindustrie mit strategischer Behutsamkeit vor. Sie wissen: Entlassen ist schnell, aber neue, qualifizierte Mitarbeiter in Zeiten des Fachkräftemangels zu rekrutieren, ist mühsam – und immer öfter verläuft die Suche ergebnis- und erfolglos, weil es an geeigneten Kandidaten fehlt. Daher verwundert es nicht, dass „nur“ 14 Prozent der befragten Unternehmen damit rechnen, dass die Zahl ihrer Mitarbeiter in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 sinkt.

Energiepreise und Materialkosten als grösste Herausforderungen

Kommen wir zu den grössten Herausforderungen für die Unternehmen im zweiten Halbjahr 2022. Nach wie vor ganz oben auf der Liste der Sorgenkinder stehen die Materialkosten. Zu Beginn der Corona-Krise war das Thema raketengleich binnen eines halben Jahres von rund 25 Prozent auf 85 Prozent in die Höhe geschossen. Auch aktuell sehen 84 Prozent der befragten Unternehmen darin ihre grösste Herausforderung. Auf Platz zwei: die Energiekosten. Auch sie haben seit Anfang 2021 (damals waren sie nur für 21 Prozent der Unternehmen eine Herausforderung) einen Höhenflug sondergleichen erlebt. Zwei Drittel der Betriebe bewerten die gestiegenen Preise für Strom, Gas und Öl als besonders herausfordernd. Die Lieferfähigkeit ihrer Vorlieferanten bereitete den Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte 2022 hingegen weniger Kopfzerbrechen als in den Monaten davor. Hatten bei der Sommerumfrage noch drei von vier Befragten darin ein grosses Problem gesehen, so sank diese Zahl jetzt auf „nur“ noch 61 Prozent. Das Thema Energiepreise wird uns auch auf absehbare Zeit beschäftigen. Mehr als 80 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen darin eine der grössten Herausforderungen für das Jahr 2023. Gerade für die Unternehmen aus der Kunststofferzeugung (knapp 83 Prozent) und der Verarbeitung (88 Prozent) scheint das Thema besonders virulent zu sein.

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